Bräuche und Rituale
Walz
Ein altes Ritual der Zünfte ist die Walz, eine mindestens drei Jahre und einen Tag andauernde Wanderschaft, auf die Gesellen gehen. Diese war in den Hochzeiten der Zünften Pflicht, heutzutage sind sie eher eine Seltenheit, die dennoch Fortbestand hat. Bei der Walz darf man sich seiner Heimat nicht näher als 50km nähern.
Auf der Walz, oder auch Tippelei, können die Gesellen neue Erfahrungen sammeln. Dabei durchkämmen sie die Landschaft, arbeiten an verschiedensten Orten und entscheiden dabei selbst, ob und wie lange sie an einem Ort verweilen.
Das Schmalmachen ist ein früherer Brauch während der Walz, bei dem die Gesellen bei einem Meister vorsprechen und verschiedene klassische Sprüche aufzusagen haben. Ebenfalls darf das Schallern bei der Tippelei nicht fehlen. Das beschreibt das Liedersingen während der Wanderung.
Kluft
Zünfte und ihre Mitglieder erkennt man nicht nur an den besonderen Wappen und Zeichen ihrer Heimatzunft, sondern auch an der charakteristischen Kleidung. Diese sogenannte Kluft besteht aus einem schwarzen, samtigen Manchesteranzug, zusammen mit einem schwarzen, breitkrempigen Hut. Eine Art Krawatte, die „Ehrbarkeit“, trägt das Handwerkswappen. Für die Abrundung der Kluft braucht es noch ein Ohrring am linken Ohr und eine Zunftuhrkette. Bei einem Verhalten entgegen der Bräuche und des Kodex der Zimmerer, wurde der Ohrring aus dem Ohr gerissen. Auf diese Bestrafung ist auch der Begriff „Schlitzohr“ zurückzuführen.
Richtfest
Dieser Brauch hat bis heute Bestand und wird bei fest jedem fertig gestellten Hau vollzogen. Wenn Rohbau und Dachstuhl des Hauses vollzogen sind, wird von den teilnehmenden Zimmerern ein Richtkranz oder – baum aufgehängt. Ein zugehöriger Richtspruch vollendet das Fest und soll die zukünftigen Bewohner und das Haus schützen.
Zimmererklatsch
Der Zimmererklatsch ist weit ins Mittelalter zurückzuführen und war ein Brauch, der überall wo Zimmerer zusammenkamen, ausgeführt wurde.
Entstanden ist das Klatschen bei der Walz. Immer wenn Zimmerer sich in Unterkünften oder bei Zunfthäusern trafen, wurden abends Lieder gesungen und dazu geklatscht. Auch heute kann man den Zimmererklatsch zum Beispiel bei Richtfesten beobachten.
Geklatscht wird aber nicht ordinär, sondern bestimmten Regeln folgend. Immer zwei Zimmerer sitzen sich gegenüber und klatschen so:
1. Beide Hände schlagen auf die eigenen Schenkel
2. Beide Hände schlagen auf die eigenen Hüften
3. Die Hände vor der Brust zusammenklatschen
4. Mit dem Gegenüber gleichzeitig rechte gegen rechte Hand und Linke gegen Linke
5. Das alles im Takt mehrfach wiederholen